Was ist eigentlich... TRINKGELD?
Heute las ich einen Artikel:Was ist eigentlich... TRINKGELD? in dem von mir geschätzten Magazin BRANDEINS .
Ich fand den Begriff Trinkgeld nicht ausreichend erklärt. Die Vergabe von Trinkgeld ist hier in meinen Augen kurz: sehr spießig und formell geregelt. Man nehme 5 bis 10 Prozent der Rechnung (ja nicht 15, sonst denken Ihre Kollegen oder Vorgesetzten Sie sind Verschwendungssüchtig) und bei Kreditkarten schlagen Sie die entstehenden Kreditkartengebühren mit auf.
Dabei gingen mir folgende Gedanken durch den Kopf:
- Ist das heutige "Der Große Knigge" noch im Sinne des Freiherrn von Knigge/ Buch "Über den Umgang mit Menschen (1788)"? Besteht die Möglichkeit, dass die bis aufs Prozent vorgegebene Vergabe von Trinkgeld dem geschätzten Freiherren mehr als zuwider gewesen wäre?
- Ohne dem Knigge treuen Business Kunden zu nahe treten zu wollen - ein geschickter Kellner/Barkeeper wird die Provisions-Kosten der Kreditkarte seinem Arbeitgeber unbemerkt aufs Auge drücken und das erhöhte Trinkgeld gleich einstecken.
- Wieso erkennt hier der Kreditkarten zahlende Kunde die Kosten dieses Zahlungsvorgangs an und warum könnte man diese zum Wohle der "Bargeld" Kundschaft nicht immer dem in Rechnung stellen, der sie mangels Bargeld verursacht?
Der lesenswerte Text stellte allerdings eine für mich existentielle Regel beim Umgang mit Trinkgeld klar heraus: "...das Personal sei professionell und aufmerksam, egal, ob der Gast Trinkgeld gebe oder nichts". Die Arbeit vor und hinter der Bar sollte stets unabhängig von der Höhe eines Trinkgeldes professionell sein.
Die Höhe des Trinkgeldes variiert und ist meiner Meinung nach von mehreren Faktoren abhängig. Selbstverständlich bekommt man in eher ländlichen Regionen weniger Trinkgeld als in Großstädten. Je nach Art und Ausstattung des Hauses wird das Trinkgeld schwanken. In meinen Augen fragwürdige Tricks aus der vor Jahren veröffentlichten Trinkgeldstudie der Cornell University, wie z.B. das "Auf Augenhöhe knien und Gäste anfassen" finde ich spätestens ab einer gewissen "Klasse" des Lokals unangebracht.
Was ich beim gesamten Artikel vermisse, ist der SPAß beim Trinkgeld geben. Versuchen Sie es einmal - es ist ganz einfach! Wenn Sie wie im Artikel beschrieben 12,90 Euro bezahlen müssen, geben Sie nicht "Vorschriftsmässig" 14,00 Euro - geben Sie 15,00 Euro - Sie hatten eine gute Zeit!
Wenn Sie einen großartigen Barabend hatten, geben Sie bei 126,00 Euro Rechnung nicht 140,00 Euro sondern 150,00 Euro! Guter Service, ein unvergesslicher Abend etc sind nicht in Prozenten zu messen. Vergessen Sie engstirnige, kleinkarierte Vorgaben - geben Sie was Sie wollen und fühlen Sie sich gut dabei - sollen andere von Ihnen denken was Sie wollen.
Kellner und Barkeeper sind auch nur Menschen und Berufsehre hin oder her, auch hier gelten einige eherne Gesetze:
Wenn Sie in einem Lokal öfters verkehren, ein angenehmer Gast sind und sich auch durch angemessenes Trinkgeld ausgezeichnet haben, werden sie immer bevorzugt bedient und bekommen eher einen Tisch etc.
Die Arbeitgeber wissen in der Regel oft sehr gut, welches Trinkgeldpotential ein Haus hat und passen die Gehälter in der Regel an das Trinkgeld an. In Hamburg habe ich in meinen Jahren hinter der Bar folgende Erfahrungen gemacht:
Schlechtes Trinkgeld (Barkeeper eher Tresenkraft) max. 20.00 Euro am Abend.
normales/gutes Trinkgeld im Mittel 35.00 Euro Trinkgeld am Abend
Sehr gutes Trinkgeld 50.00 bis 60.00 Euro am Abend
Darüber hinaus gibt es vereinzelte Barjobs mit bis über 100.00 Euro und mehr am Tag.
Ein Artikel auf http://www.promixology.com
erzählt von amerikanischen Verhältnissen:
"or all these players, the pressure to create a buzz about a drink, or just to get New Yorkers to notice one version of a martini over the thousands of others, is intense. And the stakes are high. One cocktailier says he makes about $400 a night in tips when business is good."
T.I.P. - "To Insure Promptness" - Regeln sind ein graus - sein Sie ganz Sie selbst. Wenn Sie einen erstklassigen Abend hatten, geben Sie ein erstklassiges Trinkgeld - es müssen ja nicht gleich 2 Millionen Dollar sein
1 Kommentar:
Jörg, du solltest Journalist werden...eine sehr schöne Glosse!
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