Mittwoch, 1. August 2007

MM was...

In der aktuellen Ausgabe der Mixology 4.2007 erklärte man den Molecularen Cocktails den langsamen Tod. (Wenn ich dem ein Ende bereiten darf, verkürze ich das Leiden gerne...) Somit hatte ich gleich zum Frühstück beste Laune! Wie geneigten Bitters-Blog Leser bekannt sein mag, schätze ich Moleculare Cocktails in keinster Weise. Ähnlich wie Herr Schollmann vom abseits.de Blog, der dem Nichtraucherschutzgesetz in Baden-Württemberg und Anderswo die Stirn bietet, entwickelt sich der bitters-blog für meinen Teil zum "Moleculare Cocktails und Moleculare Mixology haben hinter keiner Bar was zu suchen" - Blog. Gut so.

Nun hatte ich also ob der erstklassigen Lektüre der neuen "Organgenen" Mixology Ausgabe allerbeste Laune ( was zur anderen Hälfte daran lag das mein fast 4.00 Euro Starbucks Cafe Late to go diesmal Ausnahmeweise nicht bis zur Unkenntlichkeit verbrüht und somit trinkbar war).

Dieser Anfall von guter Morgen Laune wurde alsbald beim RSS Feed Check getrübt. Da fand ich Ihn, im Feinschmeckerblog und anderen Medien, den Lobgesang auf Moleculare Cocktails.
Er war als ungefilterte Pressemitteilung in die eine oder andere Content arme Webseite/Blog gerutscht und ruinierte meine Laune:

http://www.feinschmeckerblog.de/archives/2007/07/molekularcocktails_der_kommende_trend_in_deutschen_bars.php

Ja... Moleculare Cocktails haben Ihre Berechtigung --- Diese Zirkusnummer auf irgendeinem Event ist sie sicherlich großartig, aber dieser Artikel spielte mit fast allen Klischees und so konnte ich nicht umhin, Ihn zu kommentieren.

Sicherlich, Moleculare Mike läßt noch mit seiner Interpretation des ganzen auf sich warten und so bin ich gespannt ob er mich vom Gegenteil überzeugen kann. Aber nun muss ein (wohlgemerkt erstklassiger Sternekoch) uns Barkeepern schon zeigen was MM ist? Woran mag es liegen? Richtig: Es interessiert niemand ernsthaften! Das ist beruhigend. Die Grenzen vom fliegenden Büffet, zum Fingerfood bis hin zum MM Quatsch sind eh fließend. Hiermit erkläre ich die Spielwiese der MM als ein Feld für die Kochausbildung (die Ausbildung des Barmann hat ja eh noch kein "Berufsverband" auf die Beine gestellt).

Wenn Sie nun also bei einer Tasse nicht verbrühten Kaffees sitzen würde ich sie um einen Gefallen bitten wollen. Kommentieren Sie im Feinschmeckerblog....

Jörg Kommentar zu dem Mumpitz:

So wenig ich die durchaus anerkannte und mehrfach ausgezeichnet Kochkunst von Heiko Antoniewicz auch nur in irgendeiner erdenklichen Weise mit meinem Kommentar in Frage stellen möchte - muss ich als erfahrener Bartender und leidenschaftliche Barfly sagen: Molecular Cocktails sind zwar medientauglicher, haben hinter einer Bar aber nichts zu suchen.

Zum oben stehender Artikel fällt mir nicht viel ein, außer das da eine Menge Allgemein Plätze bedient und herrlich seichtes Zeug geschrieben wird. Ich kenne keine angesagt Bar in New York, London oder Barcelona (und ich kenne dort doch einige Bars…) die auch nur irgendwann einmal die hier so gelobten Molecularen Cocktails serviert haben sollen.

Bitte um Namens Nennung: Es wird keine geben!

Sogenannte Deutsche Szene Bars (herrliches Wort) sind mir auch nicht bekannt - bitte um Namens Nennung.

Einzig und allein in der Eventgastronomie gibt es Moleculare Cocktails - denn da gehören Sie hin. Der Zauberer betritt die Bühne und holt im Scheinwerferlicht der Manage einen Stickstoff blubbernden Moleculare Cocktail aus seinem Hut - TARA -

Moleculare Cocktails sind “Rampensäue” - sie passen gut vor jede Kamera, man kann Effekthasschend den einen oder anderen Eindruck schinden - wenn sie von einem echten Profi wie Herrn Antoniewicz serviert werden, schmecken Sie obendrein und sind sehr gelungen.

Der Rest ist Quatsch: „Molekulare Cocktails sind der kommende Trend in deutschen Bars“ - ist eine Falschmeldung.

Der Moleculare Cocktail war nie Trend und wird es auch nicht werden. Die ersten tragen Ihn zu Grabe und ich bin auf jeder Beisetzung dabei.

Plastikspritzen, Verdickungsmittel aus Algen und fluoreszierende Flüssigkeiten und natürlich der flüssige Stickstoff bleiben da wo sie hingehören - ins Showcase des reisenden Alleinunterhalters…

Cheers

Jörg Meyer

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

...wenn ein Trend verkuendet werden muss -
dann ist es keiner!
Willkommen beim Leichenschmaus,
aber nicht vergessen:
Totgesagte leben laenger!!!

Christian hat gesagt…

vergesst dabei aber nicht das mm nicht nur gelleperlen und kapseln sind ; es ist auch alles was mit kälte und wärme zusammen arbeitet und da gibt es meiner meinung nach viele interesante dinge zu entdecken ; wie z.b. auf smallscreennetwork das flambieren von kirschen mittels angostura um einen bestimmten geschmack zu erhalten...

Helmut hat gesagt…

Christian,

Feuer haben die Bartender schon im 19. Jahrhundert verwandt. Was soll daran jetzt plötzlich Molecular Mixology sein? Ich hatte dieses Video im Drinksblog auch noch positiv gewertet, aber mittlerweile sträuben sich mir die Haare, was mit diesem Modewort alles veranstaltet wird.

"Flambieren von Früchten" ist, wenn Du ehrlich bist, eine uralte Küchentechnik.

Über MM wird noch zu reden sein...

Plucinsky´s Bar Catering München hat gesagt…

Hochgeschätzter Jörg,
wir haben uns nur ganz kurz bei Olli in der Trinkhalle München kennengelernt ("Die reisenden Mixologen" - süßer Name auf deutsch - gell :), ich habe 2 Jahre in Hamburg gearbeitet und seitdem gehört Hamburg zu meinen TOP 3 Lieblingsstädten von Deutschland. Deshalb freut es mich sehr vom sympathischsten Barkeeper Hamburgs zu hören, das was ich seit einigen Jahren mir denke, daß Molecular Mixing nur jemand machen kann, der nicht am Wochenende 300 Cocktails (Drinks) mixt, denn kein Barchef hat Zeit nach seinem "Mis en place" noch Chemie-Fummelei zu betreiben. Welcher Cocktail-Trinker weiß so etwas zu schätzen, wenn die Gäste an der Bar in 3er-Reihe stehen! Also von der Profit-Seite ist MM schon gestorben, bevor es überhaupt gelebt hat! Hochachtungsvolle Grüße -
ANDI PLUCINSKY -
PLUCINSKY´S BAR CATERING MÜNCHEN

Christian hat gesagt…

Helumt,

molecular ist für mich alles bei dem ich mittels eines stoffes oder eines vorganges einen anderen stoff in seiner beschaffenheit oder struktur verändere ; sei es der geschmack von flambierten früchten oder dichteänderung durch alginat oder das aufmixen zu einem schaum

das problem ist das der begriff nur so klein eingefasst wurde in letzter zeit. auch die bartender des 19 jhd. betreiben somit mm. das modewort wie du sagst wird meiner meinung nach nur falsch ausgelegt