Freitag, 25. Januar 2008

Geschichten der Bar - oder wie ein Drink entsteht: Professor Langnickel

An vollen Tagen, schreibt Ihr Bar schwarze Zahlen - an ruhigen Tagen, mit ein wenig Glück, schreibt sie Geschichte(n). Am vergangenen Sonntag, 20. Januar 2008, war so ein ruhiger Abend in unserer Bar. Zusammen mit Mario Kappes hatte ich das Vergnügen an diesem Sonntag hinter der Bar zu stehen und wir waren in bester „Sonntagslaune“.

Ich weiss nicht ob Ihnen als Bartender die „Sonntagslaune“ bekannt ist. In der Regel war der Freitag und der Samstag gut besucht und man hat somit im Vorfelde der „Sonntagslaune“ zwei lange, anstrengende Schichten absolviert. Ist man dann noch der Idee eines 6.00 Uhr Feierabendbieres verfallen und somit erst deutlich später nach Hause gekommen, tut man sich folgerichtig am Sonntag Nachmittag („Guten Morgen Herr Bartender“) ziemlich schwer. Man organisiert Kaffee und braucht ein bis zwei Stunden um sich langsam dieser Welt zu nähern. Ein in der Regel dünnes und dummes Sonntag-Nachmittags-Fernsehprogramm kommt einem in dieser Phase des Sonntags seltsamerweise gar nicht dünn und dumm vor. Nach dem zweiten Kaffee wünscht man sich in der Regel man würde nicht in der Gastronomie Arbeiten, überlegt kurz den Job zu schmeissen und wird sich einer Tatsache bewusst: Man wird gleich zur Arbeit fahren müssen. Man quält sich unter die Dusche, die gewohnte Erfrischung bleibt aus und versucht eher hilflos seinem Spiegelbild ein anschauliches „Äußeres“ zu verpassen.

Man bringt sich also aus dem Haus und ist relative pünktlich bei der Bar um sein mise en place zu machen. Zuerst jedoch: Café! - Die Koffeinversorgung zu Hause lässt zumindest Geschmacklich oft zu wünschen übrig aber in der Bar gibt es glücklicherweise eine anständige Espresso Maschine.

Man arbeitet sich durch das mise en place, checkt den Stock und baut seine Posten auf. Noch ein Café - und man legt langsam seine Barjacke an und beginnt diesen Raum der Bezeichnung „Bar“ nahe zu bringen. Man dimmt das Licht - etwas dunkler als sonst und legt Musik auf, etwas mehr Jazz als sonst.

Man speert die Tür auf und irgendwann betreten die ersten Gäste die Bar. Ihre Laune bessert sich, zumal die Gäste, die die Bar betreten, sehr charmant sind. Es ist Zeit für ein Gespräch, niemand ist in Eile, und nach und nach erreicht die Bar einen entspannten Füllzustand. Den ganzen Abend über - keine Hektik, keine Eile, charmante Gäste, gute Bestellungen und Zeit für Gespräche. Auch wenn das betriebswirtschaftliche Idealbild ein anderes sein mag, haben Sie plötzlich, ob sie wollen oder nicht, Sonntagslaune! - Und zwar eine Gute!

So gut gelaunt standen nun also Mario und ich hinter unserer kleinen Bar und ein charmantes Paar betrat die Bar. Gleich bei der ersten Bestellung kam Mario mit den Beiden ins Gespräch und bei der Bestellung wünschte man sich eine Empfehlung von Mario.

Auch wenn es dem einen oder anderen vorschnell anachronistisch erscheinen mag, hat Mario eine ausgesprochene Vorliebe für spanischen Brandy und Sherry. Bei seinen Besuchen der Bodega Sánchez Romate (Cardenal Mendoza) hat er das Vergnügen, den alten Kellermeister Raphael kennen zu lernen. Ihm zu Ehren, kredenzte Mario einen der besten Brandy Drinks die ich in letzter Zeit getrunken haben

Don Raphael
Mario Kappes, Le Lion - Bar de Paris
4 cl Cardenal Mendoza Reserve 42%
2 cl Pedro Ximénez Monteagudo Sherry
1 Dash Orange Bitter
Stirr, strain, Orange Peel

Diesen „Don Raphael“ servierte Mario in bester Sonntagslaune unserem interessiertem Gast und fand begeisternde Anerkennung. Es folgte ein Gespräch und unser Sonntagsgast gab ein wenig seiner Identität preis.

Professor Langnickel, so sein Name, kommt aus Köln. Er ist Professor der Soziologie und zusammen mit seiner Gemahlin Anne betreibt er seit einigen Jahren eine Bar ein Köln:

Barfly
Kempenerstr 68

50733 Köln


Er hatte ursprünglich nichts mit der Gastronomie zu tun. Nur haben Ihn und seine Frau die Bar, die Drinks und die Geschichten so faziniert, das man nicht umhin kam, eine eigene Bar zu eröffnen.

Mit so einer Geschichte können Sie die Seele eines Bartenders gewinnen - das war Herrn Langnickel an diesem Abend gelungen. Die Abend wurde besser und besser, Sonntagslaune 2.0 sozusagen, und Herr Langnickel bat Mario erneut nach einer persönlichen Empfehlung.

Mario trat neben mich hinter die Bar und stellte eine Flasche Morand Kirschwasser und den fabelhaften Guignolet de Dijon von Gabriel Boudier auf das Barbrett. Ohne die dritte Flasche, die Mario gerade holte, zu sehen, sagte ich gleich zu Mario „Oh ... ein Dr. Sack?“ und war mir nicht sicher ob ich Ihm diesen alten Drink schon einmal gemixt hatte.

Dr. Sack
1/3 Kirschwasser/Brand
1/3 Kirschbrandy
1/3 Gin

Kennen gelernt hatte ich den Drink seiner Zeit in der Old Fashioned Bar in Hamburg - gemixt von Achim F. Eberhardt. Seiner Aussage zu Folge gab es im Adlon Hotel Berlin einen Stammgast mit dem Namen Dr. Sack. Dieser Stammgast bestellte immer diesen eiskalt gerührten Drink mit jeweils einem Drittel der oben genannten Spirituosen.
Irgendwann haben die Adlon Bartender den Drink, so die Geschichte, einfach „Dr. Sack“ genannt. Dieser Drink kommt einem recht selten über dem Weg - ehrlich gestanden habe ich bislang nur bei Herrn Eberhardt erblickt.

Man findet das Rezept hier und da, insbesondere in alten DBU Rezeptlisten. Entscheidend für den Drink ist die Wahl des Kirschwasser und des Kirschlikörs.
Es sind einige Versuche von Nöten um ein elegantes, aber kräftiges Ergebnis zu bekommen - mit einigen Wässerchen funktioniert der Drink, mit anderen misslingt er garantiert.

Mario stellt nun also die Dritte Flasche auf das Barbrett, ein Pedro Ximénez Monteagudo Sherry und sagte
„Dr. Sack? Nee, kenne ich nicht...“
„ Ok. was mixt Du denn da?“
„Möchte Herrn Langnickel noch einen Sherry Drink kredenzen, hab eine Idee, aber bin mir nicht sicher ob es funktioniert“.

Mario gab die drei Zutaten, 2 cl PX Sherry, 2 cl Guignolet de Dijon/Gabriel Boudier und gut 4 cl Morand Kirschbrand ins Rührglas, rührte kräftig, seihte ins vorgekühlte Cocktailglas ab und gab eine Zitronenzeste über und in den Drink.

Herr Langnickel war begeistert! Er musste sofort einen zweiten mixen und wir probierten: Unglaublich Komplex! Kirschwasser, angenehm auf Trinkstärke herabgesetzt aber deutlich zu schmecken. Das Likörwunder aus Dijon entfaltete einen wunderbaren Kirschgeschmack ohne auch nur einen Hauch von Süß zu sein. Der PX kam ganz zum Schluss, wenn auch noch ein wenig zart, fast pflaumig, sorgte er für einen langen Abgang.

Wir änderten beim nächsten „Langnickel“ zwei Dinge und sind Beide der Meinung, damit ein perfektes Rezept gefunden zu haben. Die Zitronenzeste wurde nur noch über dem Drink abgespritzt und nicht mehr hinein gegeben. Statt dessen gab es 3 echte in Kirschbrand und Maraschino eingelegte Maraska Kirschen die perfekt zum Drink passten.
Zum anderen reduzierten wir den Kirschbrand um 1 cl um es kam zu einer perfekten Harmonie der drei Zutaten.


„Professor Langnickel“
von Mario Kappes, Le Lion - Bar de Paris

3 cl Morand Kirsch Vieux
2 cl Guignolet de Dijon von Gabriel Boudier
2 cl Pedro Ximénez Monteagudo Sherry

Rühren, in die vorgekühlte Cocktail Schale strainen. Zitronenzeste über dem Drink zerdrücken. 3 Original in Kirschbrandy eingelegte Maraska Kirschen als Garnitur

Anzumerken sein, das dieser Drink, ähnliche wie ein Dr. Sack, aller Wahrscheinlichkeit nur mit diesen Zutaten funktionieren wird. Ein anderer Kirschbrand, ein anderer Kirschlikör und ganz sicher ein herkömmlicher Sherry werden diesen Drink nicht gerecht.

Santé!

"Her Majesty will be pleased"

Falls es ruhig mal etwas mehr kosten darf, so habe ich eine kleine Empfehlung für unsere wohlhabende Leserschaft parat.

Wodka ist zwar in den Augen des geschätzten Herrn Meyer die "langweiligste Spirituose", dennoch liegt der Wert des zu bestaunenden Wodkas aus der Imperial Collection im Gesamtauftritt. Haben uns die Spirituosenkonzerne in den letzten Jahren mit aufwendig gefertigten Flaschen zu locken versucht, so geht man hier ein gewaltiges Stück weiter und definiert ohne Frage das Packaging neu und misst ihm grössere Bedeutung zu als dem Inhalt.
Im Marketingtext wird zwar gern von der perfekten Harmonie von Verpackung und Inhalt gesprochen, bei einem Verkaufspreis im unteren 4 stelligen Bereich für eine Flasche können allerdings schon mal Zweifel am Wahrheitsgehalt aufkommen.

Die Fakten lesen sich wie folgt:

Das Ei ist im Stile des grossen russischen Juweliers Carl Faberge gefertigt, der zwischen 1883 und 1917 für die Englische Königsfamilie jedes Jahr zu Ostern ein Meisterwerk der Juwelierskunst fertigte, die bis zum heutigen Tage ihres gleichen sucht.

Die Flasche in der der Wodka ruht ist in Venedig von einer Glasmanufaktur gefertigt die ihre Gründung im 12. Jh sah. Das Glas selbst ist mit Techniken aus dem 15. Jh. gefertigt. Der Goldene Adler, der auf der Spitze des Eis trohnt, wurde von einem Meister seines Fachs in Florenz gefertigt, der über 30 jahre im Dienste des Vatikan stand. Es versteht sich von selbst das der Adler und alle decorativen Elemente mit 24 karätigem Gold bedeckt sind.

Der Wodka selbst, so der Hersteller, sucht seines gleichen(hab ich schon mal gehört!).
Aus der Getreidesorte Saratovskaja, welche im Süden Russlands heimisch ist und einen hohen Stärkeanteil aufweist destilliert, verspricht man ein einzigartiges Geschmacksprofil(auch dieses kommt mir bekannt vor!).
Der Getreidealkohol wird in der im Jahre 1817 gegründeten Firma Ladoga destilliert, die die klassische russische Tradition mit dem Besten des technischen Fortschritt vereint. Mit der Zugabe von Wasser des Ladoga Sees, bekannt für die Reinheit und Weichheit(so ist es doch liebe Leserschaft?) entsteht der Wodka nach 3 fachen Filterprozess. Bei erstem Filterdurchgang wird durch Birken Holzkohle gefiltert, bei zweiten durch Silberfilter um mit 3. Filterung durch einen Membran Filter.

Klingt ein wenig wie das Essay von Herrn Meyer zum Thema Wodka kürzlich an anderer Stelle zum besten gegeben.

Schön anzuschauen ist das Ei auf jeden Fall!

Donnerstag, 24. Januar 2008

Kaufrausch in Jamaica

Wie mir zu Ohren kam wechselte die Traditionsreiche Jamaicanische Rummarke WRAY & NEPHEWS zum Jahresbeginn ihren Besitzer und ist fortan im Portfolio von Angostura Rum Ltd. zuhause.

Wray & Nephews die zur Lascelles deMercado Unternehmung gehörten, ebenso wie auch die Marke Appleton, erlangten weltweit Ruhm durch die Verwendung der Hauseigenen Rums im Originalrezept des Mai Tai.

Scheint als ob man mit Rum & Bitters richtig Kohle machen kann.
Ya Man!

Dienstag, 22. Januar 2008

Cocktails zum Dinner

Das man die Fähigkeiten der in der Küche Schaffenden durch die der in der Bar Versierten durchaus ergänzen kann/sollte ist zwar noch nicht allzu weit verbreitet, dennoch ist es gerade in Amerika(Wir denken an Dale deGroff oder Tony Abou-Ganim) durchaus an der Tagesordnung.
Das diese Fähigkeiten natürlich kein Geschenk an Amerika darstellen und auch in Old Europe vorzufinden sind, beweist nachfolgender Bericht von Klaus Stephan Rainer aus der Schumanns Bar in München.

Das man auch hier dem Espuma nicht aus dem Weg gehen konnte, möchten wir diesmal mit grosszügiger Geste verzeihen. Wie heißt es so schön?"Man muss die Regeln kennen, bevor man sie bricht".

Manfred Schwarz „Schwarzes Restaurant Heidelberg“ vs. Klaus St. Rainer „Schumann’s Bar München“ Cocktailmenue im „La Vista“ in Aldiana Club Alcaidessa, Andalusien Zum ersten mal wurde in einem Restaurant eines Sterne-Kochs zusammen mit einem versierten Barmann ein Menü mit korrespondierenden Cocktails statt begleitenden Weinen angeboten. Manfred Schwarz, der seinerzeit der jüngste Sterne-Koch Deutschlands war und im Deidesheimer Hof durch den durch Helmut Kohl und seinen internationalen politischen Gästen heiss geliebten „Pfälzer Saumagen“ berühmt wurde, stellte sich der Aufgabe. Ein 5Gänge Menü¸ mit passenden Cocktails wurde in Zusammenarbeit von Küchenchef Jochen Laas und Klaus St. Rainer liebevoll zusammengestellt. Die Grundidee für die Erstellung der Cocktailrezepte war es, stets mindestens eine für Spanien typische Zutat zu verwenden und in jedem Gang Aromen und Zutaten zu ergänzen. Zur Eröffnung wurde „Fancy Sushi“ mit Roastbeef und fangfrischer Dorade gereicht, dazu ein „Sushi Martini“ bestehend aus Vodka, Sake, Cranberry und einer in Safran marinierten Garnele, dekoriert mit Fenchelgrün.


  • 1.Gang: Mit Kaffee gebeizte Lachsforelle mit Safran-Fenchel und Scampi-Vanille-Pepperonata, dazu ein „Caramellow Royal“, ein prickelnder Drink, der vom klassischen Champagner Cocktail abgeleitet wurde. Eine dünne Scheibe Ingwer wurde mit braunem Zucker karamellisiert und in den Boden des Tulpenglasses gegeben. Ein Hauch spanischer Vanillelikör „Licor 43“ und das Ganze mit Champagner aufgegossen.
  • 2.Gang: Lammrücken mit Minz-Koriander-Pesto und Mango-Ravioli. Hierzu passte wie die Faust aufs Auge ein „Hierba Bueno Mojito“ der kräftig und klassisch nach Originalrezept hergestellt wurde, mit der Ausnahme, dass die Minze durch täglich frisch gepflücktes „Hierba Bueno“ ersetzt wurde. Ein Kraut das in Spanien nahezu, überall wächst und geschmacklich zwischen Minze und Zitronenmelisse liegt.
  • 3.Gang: Catoccio vom Seehecht mit karamellisierter Grapefruit und gebratener Rosmarin-Polenta. Mitten im Menue ein Drink, der im Original ein Aperitiv ist? Ein Volltreffer! „Spanish Negroni“ mit Campari, Vermouth, Sherry, ein wenig 7up und einem Rosmarin-Kebap mit Grapefruit-Filets.
  • 4.Gang: Wan-Tan von der Feige mit Gorgonzola-Espuma. Begleitet von einem klassischen B&P (Brandy & Port) der am Tisch gemixt wurde, in ein grosses Burgunder-Glas gegeben und mit einer Orangenzeste flambiert wurde. Die einheimischen Orangen waren von grossartiger Qualität und die fetten Fruchtöle ergaben eine ca. 10 cm hohe Stichflamme. Das Burgunder-Glas kam dem Drink sehr entgegen und beherbergte diese Aromenexplosion auf unübertreffliche Weise.
  • 5.Gang: Fossy, ein ehemaliger Patissier von Heinz Winkler legte sich dermassen ins Zeug, das ein Mithalten die größte Aufgabe des Menues darstellte. Mit einem grandiosen Ergebnis. Creme Brùlee von der Tonkabohne mit zweierlei Schokoladenmousse und Schokoladenhippe, dazu ein Drink aus flüssiger weisser Schokolade, weißem Mozart Schokoladenlikör, Royal Chambord und Cranberrysaft, getoppt von halbgeschlagener Sahne mit geriebener Valrhona-Schokolade.
Das Menü¸ war zu einem Spotpreis von € 75 zu haben und wurde eine Woche lang angeboten. Da beim ersten Mal das Menue erst in der Woche beworben wurde in dem es im Angebot war, musste viel Überzeugungsarbeit geleistet werden, doch nach einem kurzen Gespräch am Tisch durch Klaus St. Rainer hat sich jeder (mit einer einzigen Ausnahme) für das Menü¸ mit den Cocktails entschieden und es war ausnahmslos jeder begeistert. Da das Restaurant zu einem der Luxus-Clubs der Aldiana-Kette gehört waren natürlich auch die Direktoren unter den Gästen, die ebenso begeistert ankündigten das Ganze im Jahr 2008 wieder anzubieten. Geplant sind zwei Menü-Wochen, eine Anfang Sommer und wieder eine im Herbst.

Text & Bilder: Klaus Stephan Rainer

Montag, 21. Januar 2008

Mit Essen spielt man nicht! - Ein Nachruf

Die einst so Hochgepriesene, von Wenigen Verstandene, von Unzähligen Verabscheute und zu guter letzt von den Trendhinterherrennenden Massenmedien als DER neue Trend propagierte M........ M....... (nein, wir nehmen dieses Wort nicht in den Mund, wir habens geschworen, beim Leben unserer Mutter und Herr Meyer wird kein Wort mehr mit mir wechseln sollte ich dieses Gelöbniss brechen!) ist ohne Prophet sein zu müssen dem Untergang geweiht, so wie einst der Sozialismus, der sich noch selber feierte als er sich schon im morbiden Stadium befand.

Der Blog des Fresssacks (ist die neue Rechtschreibung nicht eine Beleidigung für das Auge?) bringt es gnadenlos auf den Punkt, in dem er ohne Umschweife auf den Aberwitz der Zerstörung der Esskultur verweist.
Ich kann mich noch gut daran erinnern, als vor langer Zeit einmal die Diskussion über FORMFLEISCH entbrannte. Sie wissen doch noch, sieht aus wie Fleisch, schmeckt wie Fleisch, ist aber Abfall(zumindest für mich als Konsumenten-Produzenten mögen eine andere Meinung inne haben).

Sind wir dermaßen der Gier nach dem Neuen und visuell Attraktivem verfallen, dass wir uns mit durch Chemikalien veränderten Zutaten ködern lassen, um am Schluss Kugeln unter dampfender Schaumkrone bestaunen zu dürfen? Wie krank ist die Gesellschaft?

Der Aussage des Tages ist für mich definitiv:
"Mit Essen spielt man nicht"!!!

Samstag, 19. Januar 2008

Warum schnell nicht schnell genug ist...



Ebend las ich einen "werblichen Eintrag" eines x-ten Wodka Brands im MIXOLOGY Forum-

Der Eintrag las sich ungefähr so:

" XXX - Wodka --> Herkunftsland - Phantasien - Gewonnen aus Südhang, halbschatten Getreide, was bei Vollmond geerntet, mit der Spucke einer direkten Nachfolgerin des ersten russsichen Zaren fermentiert und anschließend in aus den Resten der Titanic gefertigten Kupferkesseln destilliert wird. Die Destillation erfolgt 111 mal und im Anschluss wird mit Kobe-Kuhmilch gefiltert . Das Produkt wird daraufhin 36 Monate bei völliger Schwerelösigkeit in den neuen Anbauten der Europäischen Weltraumstation gelagert und dabei Sanft mit Pop Musik aus den 80er Jahren bespielt. Nach Rückkehr auf den Mutterplaneten wird dieser Wodka mit 85000 Jahre altem artikischem Gletscher Eis auf Trinkstärke herabgesetzt und in organische Doppelmagnum Kristallflaschen abgefüllt. Mit Sargnägeln aus der Epoche der Inkas hämmern speziell ausgebildete "Signateure" nach 11 jähriger Ausbildung eine Nummerierung in die Flasche und füllen diese "Numerierung" mit zwei karätigen Diamanten auf. Abschließend werden diese Flaschen von Priestern des längst verschwunden geglaubten "WeizenWächter" Ordens heilig gesprochen und mit Ihrem Siegel versehen."

Ich dachte mir: Vielleicht was für den Bittersblog - und beantwortet noch kurz einige Facebook mails, als ich plötzlich ein Status Update auf Facebook verriet:

- Helmut Adam is not at all delighted about dodgy companies spamming his forum -

Kurzer Blick aufs Mixology Forum gab Gewissheit:

[An dieser Stelle befand sich ein werblicher Eintrag, der von uns editiert wurde. Dieses Forum dient dem Wissensautausch und nicht dreister Produktplatzierung. Der nächste Vodka, der hier reinspamt, bekommt eine Rechnung. H.A.]

Mist - zu langsam - dachte ich mir. Weg war der Eintrag - und da eine Wodka Werbung der nächsten sowieso bis auf Unterhemd ähnelt, kann ich mich doch nicht mehr erinnern um welchen tollen Wodka es sich hier nun handelte.

STILAKADMIE war der Verfasser und die Googlesichere Weste hat auch hier versagt.
Ein bischen mehr Stil hingegen, gerne auch Akademisch, hätte dem Verfasser in meinen Augen gut getan. Den allerdings, kann man im Gegensatz zu überteuertem schwachsinns Wodka, in der Regel nicht kaufen.

Für mich hingegen steht fest: 2008 bleibt, wie 2007 (und 06,05,04,03...) einWodkafreies Jahr. Ein, zwei Flaschen sollte an jeder Bar stehen, aber für mich ist und bleibt es die langweiligste Spirituose der Welt.

Nun denn.

Sonntag, 13. Januar 2008

All Spice

Am Wochenende war Eric Seed vom HAUS ALPENZ in der Stadt und hatte eine kleine Überraschung dabei. Er präsentierte die erste Flasche des St. Elisabeth Allspice Dram, ein Produkt, dass die fast vergessene Jamaicanische Spezialität Pimento Dram wieder aufleben lässt. Ist der Pimento Dram von Wray&Nephews ausschliesslich auf Jamaica erhältlich, so fand er Eingang in einige Cocktailkreationen früherer Jahre, die nach praktisch nicht existenter Distribution dem Vergessen geweiht waren.

Der Allspice Dram von Haus Alpenz bringt zum einen das volle, satte Aroma eines Jamaicarums mit sich und wird von samtiger Süße umrahmt. In der Kombination mit dem Piment ein unglaublich komplexer und aromatischer Likör.
Ich glaube einen neuen Liebling bei den Bartendern zu erkennen, muss aber schmerzlich die Nichtverfügbarkeit für den deutschen Markt verkünden.

Man kann ihn sich, in akzeptabler Qualität selbst herstellen. Chuck Taggart von Gumbo Pages gab seine Erfahrungen damit auch schon kund.

Jamaican Pimento Dram (Allspice Liqueur) No. 3

2-1/4 cups 151 proof Demerara rum.
1/2 cup whole dried allspice berries, crushed.
3 cups water.
1-1/2 pounds brown sugar.

Crush the allspice berries in a mortar and place in a 1-liter jar with a rubber seal. Cover with the rum and allow to steep for at least 10 days, agitating the maceration daily.

Pour through a fine strainer, pressing on the solids to extract as much liquor as you can, then pour the strained liquor maceration through another strainer lined with a coffee filter (this'll take a while).

Make a simple syrup with the water and brown sugar; heat until dissolved, then allow to cool. When cool, combine with the rum maceration and allow to age for at least one month. Decant and enjoy.


Ob man ihn selber macht oder seine Hände an ein Originalfläschchen bekommt, ich empfehle ihn unbedingt zu probieren!!! Die geschmackliche Entdeckung des noch jungen Jahres.

Samstag, 12. Januar 2008

Originell?

Es erreichte mich vor einigen Tagen eine E-Mail mit dem Link zum MDR, in der auf einen kleinen Ausscheid hingewiesen wurde. In besagtem Wettbewerb sucht man in Mitteldeutschland(schöne Namensfindung!) den originellsten Verein um ihm Ruhm und Ehre angedeihen zu lassen.

Es findet sich neben skurillen Vereinigungen wie der

Erdachsenscharnierschmierschnippelkommission,
Vereinigung Deutscher Handywerfer
,
Zollstockfreunde 97 Zoll Anhalt,

eben auch ein Whiskyverein, der Single Malt Whisky Club Sachsen e.V..

Ohne Zweifel verlangt es hier nach massiver Unterstützung von allen Seiten, dennoch würft es die Frage auf ob man den Konsum von Whisky als "originell" bezeichnen sollte.
Ist gar der Konsum von Alkohol grundsätzlich originell?

Oder ist es am Schluss ganz simple und den Verantwortlichen dieses Ausscheides ist einfach die Kreativität durchgegangenund und man wollte selbst originell sein?

Donnerstag, 10. Januar 2008

Vintage Cocktails & Spirits

Wie zu vernehmen war hat der Verlag ROCKPORT angekündigt dem Buch "Vintage cocktails & Spirits" von Ted Haigh keine Neuauflage zukommen zu lassen.
Dies ist umso bedauerlicher, da es sich bei besagtem Buch um eine der wichigsten Veröffentlichungen zum Thema der vergangenen Jahre handelt. Momentan ist das Buch noch relativ einfach zu erwerben, die Grossen Buchhändler verfügen noch über einigen Lagerbestand.
Es ist aber abzusehen, dass sich dieses in Kürze ändern wird. Allen jenen die dieses Buch nicht in ihrer Bibliothek zu stehen haben sei ans Herz gelegt sich den Erwerb des Werkes zu überlegen.

Einige wirklich grossartige Perlen vergangener Cocktailzeiten sind hier dem Vergessen entrissen worden.

Mittwoch, 9. Januar 2008

"Media Daten" Bitters Blog 2007


Der Jahreswechsel gibt Anlass zu Retrospektive auf die Besucherzahlen des Bitters Blog.

Ich muss gestehen das die 2007er Zahlen nicht ganz "korrekt" sind, da wir das counter tool statscounter erst Ende Februar installiert haben. Für das Rumpfjahr 2007:
Page Loads 87608
Unique Visitors 41784
Firt Time Visitors 25899
Returning Visitors 15885

Ehrlich gestanden hab ich keine Ahnung was das real bedeutet und Leser sind aufgerufen Ihr "Fachwissen" per Kommentar kund zu tun. Letzten Endes entsteht der Eindruck das der eine oder andere Bartender in seiner knappen Freizeit einen Blick in den Bitters-Blog riskiert.

Das freut uns - wir sind gespannt auf 2008!

GOD LOVES THE BARMAN


BOLS MASTER BATTLE HH - 05
Originally uploaded by Joerg Meyer.
Vor einigen Tagen erreichte mich eine Pressemitteilung:

"Der Hamburger Barkeeper Ted Marcuse ist der deutsche Respräsentant für den spektakulären, weltweiten Barkeeper-Wettbewerb. Jetzt heißt es Daumen drücken, damit er es ins Finale schafft und Deutschland als Teilnahmerland weiterkommt!"

Das Rezept mag gewagt erscheinen, da ich es noch nie probiert habe will ich es hier unkommentiert lassen:

Cocktail-Kreation von Ted Marcuse, Bar Plaza / Hamburg
Name: The Colours of Germany
Glas: Martini Glas
Garnierung: Erdbeere, Pfefferminz, Chilipfeffer, geriebene Orangenschale

Zutaten:
1.) 40 ml Drambuie
2.) 40 ml Erdbeerpüree, 30 ml BOLS Raspberry, 4 Pfefferminzblätter
3.) 10 ml BOLS Lychee, 10 ml BOLS Strawberry, 10 ml Zitronensaft, 3 Tropfen Tintenfischkonzentrat, Chili

Als Hamburger wünsche ich Ted vom Plaza viel Erfolg. Wer Ihn ebenfalls unterstützen möchte: In Kürze findet unter www.bolsaroundtheworld.com. ein Onlinevoting statt, die 10 Gewinner nehmen am Finale teil.

Ich weiss nicht was auf Teds T-Shirt Rückseite steht. Im TGI Fridays London hieß es auf der Rückseite zu "God loves the Barmann" früher immer: "TIP WELL! Don´t bless the gods"

Freude...


Gelegentlich hat man halt Glück - Erstausgabe

Dienstag, 8. Januar 2008

Die Traveling Mixologists feiern!

Das Jahr ist noch jung und schon steht ein Jubiläum ins Haus und nicht in irgendeinem. Der neue Stern am Hamburger Barhimmel LELION-Bar deParis wird den würdigen Rahmen bieten um den 1. Jahrestag der Gründung der TRAVELING MIXOLOGISTS am 1. Februar 2007 gebührend(heißt mit apokalyptischen Mengen Wacholderdestillat!) zu feiern.
Seinerzeit fand sich der umtriebige Goncalo de Sousa Montiero zum Probearbeiten an Jörg Meiers viel gehuldigten Tresen ein und man bestritt unter massiven Ansturm Durstiger die erste GIN TASTIC Night, welche im weiteren Verlauf den Auftakt für viele weitere wunderbare Veranstaltungen und die Bildung eines unabhängigen deutschen Bartendernetzwerks bilden sollte.

So laden wir am 1. Februar 2008 gegen 20.00Uhr in die schöne Stadt Hamburg um diesem Anlass eine kleine Feierlichkeit zu widmen und freuen uns darauf uns gemeinsam mit Ihnen am Gin zu laben und Ihnen ausgesuchte Cocktailkreationen anbieten zu können.

THE TRAVELING MIXOLOGISTS
GIN TASTIC NIGHT

FRIDAY, 1. FEBRURAY,
20:00 LE LION,
Hamburg/Germany Rathausstrasse 3
+49-40-334753780
www.lelion.net

Samstag, 5. Januar 2008

Der Jahresrückblick aus südlicher Richtung

Das neue Jahr ist nun noch weniger als eine Woche alt und so scheint es angemessen, wenn auch etwas verspätet, an dieser Stelle meiner, aus der Asche des Vergessens, auferstandenen "Fernbeziehung" noch ein paar persönliche Betrachtungen des vergangenen Jahres anzufügen.

Es war in der Tat ein grosses Jahr für den Barstandort Deutschland. Tat man sich in den vorangegangenen Jahren schwer sich aus der Lethargie der 80er und 90er Jahre zu lösen, so verspürte man ein Brodeln, ein Fieber, unter den Barschaffenden dieses Landes.
Plötzlich sah man sich hierzulande nicht mehr länger auf dem Abstellgleis jenseits der trendigen Zentren der Cocktailkultur. Ein neues Selbstbewusstsein ist erwacht, eine Besinnung auf über Jahre gepflegtes Handwerk dem nur dieses Fünkchen Innovation und Inspiration fehlte.

Die stetige Präsenz der deutschen Barhandwerker auf internationalen Branchentreffen stärkte zudem die Akzeptanz und entfaltete in vielen Fällen wohl das Bewusstsein über die Existenz einer "german scene".
Spätestens mit dem fulminaten Barconvent, der wohl von allen als sehr familiär empfunden wurde, dürfte auch die Industrie einen etwas anderen Einblick in die Schaffenskraft deutscher Bartender und Mixologen gewonnen haben. Im Vergleich zu Grossbritannien hat Deutschland was die Betreuung durch die Industrie angeht noch manchen Nachholbedarf. Ist man doch immer wieder beschämt zu sehen, wie auch grosse Unternehmen zu Veranstaltungen oder zur Presentation ihrer Produkte laden und noch nicht einmal die Flugkosten zu übernehmen bereit sind.

Die Gründung der Traveling Mixologists war für alle Beteiligten nicht nur Neuland, es war zudem eine willkommene Ergänzung zum regulären Arbeitsalltag und brachte nicht nur engagierte Barleute aus der ganzen Republik zusammen, es machte zudem auch noch unheimlich viel Spaß als "Gast" hinter anderen Tresen zu stehen.

Von meiner Seite her war ich sehr erfreut über die Akzeptanz und den damit verbundenen Erfolg der Bitter Truth Bitters. Bedenkt man, das es The Bitter Truth erst seit Oktober 2006 gibt, so kann man mir ein wenig Stolz wohl schwer übelnehmen. Danke an alle die dieses möglich gemacht haben.

Da unser Engagement in Sachen Bitters von Seiten unserer damaligen Arbeitgeber nicht allzu gern gesehen wurde, verlangte es in der Konsequenz freilich danach über kurz oder lang seinen Hut zu nehmen, was bis zum Jahresende auch von beiden Seiten vollzogen wurde.

Wir freuen uns auf dieses neue und in vieler Hinsicht vielversprechendes Jahr 2008. Stehen doch grossartige Veranstaltungen im In- und Ausland im Terminkalender, so dürften sich auch in diesem Jahr Herrscharen von deutschen Barleuten auf den Weg machen um dem beizuwohnen.

Die Großen Cocktail Klassiker sind wieder verstärkt in den Mittelpunkt der Bargemeinde gelangt, manche längst vergessenen Drinks haben ihren Weg zurück auf die Barkarten gefunden. Dies ist in der Tat eine excellente Entwicklung.

Möge die Energie weiterhin fließen!

Mittwoch, 2. Januar 2008

Ein persönlicher Jahresrückblick...

2007 war für uns Bartender in Deutschland das in meinen Augen Ereignisreichste Jahr seit langem. Nie zuvor gab es eine solche Fülle an Austausch und Begegnung von Bartendern. Vor gut einem Jahr habe ich mit Stephan, und damals noch einigen anderen, begonnen den Bitters Blog zu schreiben. Anfang Januar 2007 lud Helmut (Mixology) uns und einige andere Bartender aus Deutschland nach Hamburg zum "Blog" Treffen. Langsam formierte sich mein kleines Netzwerk und im Rückblick bin ich überrascht: Ist das alles wirklich erst ein Jahr alt?

Zum ersten mal lernte ich persönlich viele der mir bis dahin nur aus der Ferne bekannten Gesichter kennen. Seit diesem Treffen überschlugen sich förmlich die Ereignisse. Ich lernte Stephan, Helmut, Goncalo, Bastian, Alexander, Tom, Tanja, Michael zu erst in Hamburg und über das Jahr immer besser kennen.

Stephan wurde zu meiner ersten "Fernbeziehung" - wir schrieben den Bitters Blog und fanden nach und nach immer mehr Zuspruch bei GSA Bartendern. Am 1. Februar 2007 veranstaltete ich mit Gincalo eine "Gin Tastic" Night in Hamburg und diese sollte die Auftaktveranstaltung und der Gründungsabend für das von mir ins Leben gerufene Netzwerk der Traveling-Mixologists werden (Ganz "nebenbei" fand ich hier den Barchef des Löwens).

Nach weiteren TRAV MIX Veranstaltungen in Hamburg folgten München, Köln und Berlin und ich bin gespannt was das nächste Jahr bringt. Pro Sieben / Arte drehte eine kleine Dokumentaion über unser Netzwerk und ich freue mich, in kürze den Sendetermin bekannt geben zu dürfen.

Die Messen in Amsterdam und London und selbstverständlich der BCB in Berlin führten in diese Jahr zu einer noch nie da gewesenen Vernetzung der Europäischen Bartender Gemeinde und die Internationalen Kontakte wachsen ständig.

Le Bon Lion und ab Mitte des Jahres Le Lion (und natürlich der Barbaublog) waren für mich persönlich die größten Schritte in 2007. Zum Ende des Jahres muss ich gestehen, wurde es ungewollt etwas zu ruhig auf Bitters Blog und Barbaublog. Die Zeit ist mir schlichtweg abhanden gekommen und wenn es einen Vorsatz für 2008 gibt, so ist es dieses "Vernachlässigung" dieser beiden Projekte wieder aufzuholen.

2007 war das Beste Jahr, was ich jemals hinter der Bar verbringen durfte und ich bin gespannt was 2008 bringt...

Frage an die werte Leserschaft? Wie war Ihr 2007?