Freitag, 11. Juli 2008

Pear Rickey


Pear Rickey
Originally uploaded by Joerg Meyer.
Ein guter Drinks ist einfach einfach. So zumindest gefällt er mir in der Regel. Zwei Zutaten sind die Königsklasse, drei oft perfekt, vier mögen funktionieren, fünf sind in der Regel einer zuviel und sechs Zutaten gelingen in den seltesten Fällen - ein Ramos mag hier ein gutes Gegenbeispiel sein. Neuerdings werden immer mehr Wettbewerbe und deren teilnehmenden Rezepte online gestellt und einige dieser Teilnehmerdrinks bereiten mir schon beim Lesen ein unwohles Gefühl im Geschmackszentrum.

Die liebe zu möglichst einfachen Drinks ( alles andere kann ich mir einfach nicht merken...) und die Tatsache, das mir bei der Inventur drei Flaschen Liqueur de Poire William aus dem Hause Gabriel Boudier in die Hände fielen, sorgte für eine neue Tagesempfehlung.

Nach dem ich mich in den letzten Tage mit großer Freude an klasssichen und neu interpretierten Smash Varianten vergangen hatte - war es Zeit für eine weitere in Vergessenheit geratene Drinkskategorie - einen RIckey!

Rickey sind frische Drinks, die blitzschnell im Gästeglas zubereitet werden können. Ersetzt man nun die klassische Basisspirituose durch einen Likör, kommt der Rickey nicht ganz so frisch daher.

PEAR RICKEY*

3 cl frischer Limetten Saft
4 cl Liqueur de Poires William / Gabriel Boudier

* Rezept zu einem Hauch mehr Limette geändert... Siehe Kommentare

in ein mittelgroßes Fizzglass geben, auf ein, zwei große Eisstücke.
Mit EISKALTEM Soda auffüllen. Kurz kräftig rühren. Ein Rickey ist kein Fizz, die Soda Menge sind bestimmt 8 cl und mehr - Nach eigenem Geschmack.

Der Rickey sollte eiskalt, und frisch schäumend serviert werden. Wir haben einige Scheiben frische Birne dazugegeben.

5 Kommentare:

Stephan Berg hat gesagt…

Die Verwendung stark zuckerhaltiger Basisalkoholika unterwandert auf massive Weise das Grundkonzept eines Ricky. Kein Zucker unterscheidet diese Drinkkategorie!!! Ich bin auf Ihre Argumentation in Bezug auf Collins und Fizz gespannt.

Anonym hat gesagt…

Hallo.
ich bin auch der Meinung, dass einfache, schlichte Drinks meistens die besseren sind. Wenn ich mir zum Beispiel die Rezepte der Cocktail-Wettbewerbe im Mixologyforum anschaue, dann muss ich manchmal schmunzeln...viele Drinks sind zu barock und klingen eher nach Kochbuch.

Dennoch will ich hier diese Faustregel nuancieren: die Einfachheit eines Drinks wird m.E nicht primär an der Anzahl der Zutaten gemessen, sondern an dem Zusammenspiel derselben.

Das Problem an diesen schlechten Cuisinecocktails ist nicht, dass sie 7 Zutaten haben, sondern dass diese 7 Ingredienzen keinen Bezug miteinander haben. Der Bartender strebt artifiziell nach einer Komplexität, die dem Gast überfordert.

Anders finde ich es, wenn man viele Zutaten benutzt (ab 4), diese sich quasi in Kategorien "verschmelzen", weil sie sehr starke Bezüge miteinander etablieren. Zum Beispiel man muddelt frische Himbeeren und greift den Geschmack derselben mit einem Himberlikör wieder auf. Es sind von der Zahl her 2 Ingredienzen, die jedoch dem Geschmacknerv als sensorische Einheit erscheinen und nicht überfordern.

Ein Drink, den sie genau vor einem Jahr hier im Bitters Blog vorgestellt haben, den BTW Martini des Herrn Padovanis, benutzt diese Technik ganz toll.

Zudem ist es streitbar, ob man Läuterzucker als Zutat zählen sollte oder nicht. Es macht den Drink süsser... aber ist Süsse ein eigenständiger Geschmack oder bloss eine Empfindung?

Anonym hat gesagt…

Will nochmal kurz darauf zurück...

Nehmen wir den Ramos Fizz, vermutlich der beste Drink mit vielen Zutaten. Stolze 7 Sachen!

Jedoch:
- Zitronen- und Limetensaft bilden eine enge Einheit.
- das Eiweiss ist nur der Textur wegen da und hat kaum oder kein Geschmack
- Soda ist auch geschmacklos
- das Zucker will eben nur zuckern.

In der Tat ist der Ramos ein kleines, schlichtes Wunder!

Anders ist es, wenn der Bartender einfach nur irgendwie, koste es was es wolle, einen Thymianzweig oder was auch immer reinmuddeln will. Und man kann es sich fast bildlich vorstellen, wie der sich so denkt: aha, der Drink ist fertig, aber irgendwie muss noch irgendein Kraut rein :)

Joerg Meyer hat gesagt…

@ Adrian - volle Zustimmung!

@ Berg -

Herr Berg, glücklicher weise ist bekannt, das Sie in kürze nach New Orleans reisen, um sich das eine oder andere Märchen erzählen zu lassen. Das Büro Nord hofft, das dieser Beesuch nicht nur zum "Kontakte pflegen" vor der Bar genutzt wird, sondern der eine oder andere Fachvortrag besucht wird - es scheint Notwendig.

Was nützt einem die hübscheste Sammlung historischer Barliteratur, wenn diese scheinbar nicht gelesen wird?

Der Unterschied zum Collins und zum Fizz ist offensichtlicht. Der Fizz, dieses Wundergetränk, wird geschüttelt, ohne Eis serviert und mit einer mikroskopisch kleinen Menge Sodawasser "britzelig" - also fizzy - gemacht.

Der Collins hingegen, war schon zu der Zeit als Sie noch hinter der Bar arbeiteten, das "längste" Getränk an der Bar. Es wird, na raten Sie mal, in einem Collins Glas serviert, kein Fizz Glas. Ergo ist die zugesetzte Menge Soda eine deutlich größere.
Außerdem wird ein Collins eben mit Zucker zubereitet.

Ihre Argumentation, ein Rickey dürfe keine zuckerhaltigen Basisalkoholika enthalten, ist im Ansatz interessant, grundsätzlich aber falsch. Der gute alte Old Tom Gin enthält ebenso Zucker wie z.B. Sloe Gin.

Andererseits möchte ich Ihnen in einer Sache Recht geben. Das Gesamt-Geschmackserlebniss eines Rickeys sollte "frisch" sein, weshalb wir nach einigen Versuchen das Grundrezept für den Pear Rickey geändert haben.

Dafür unser Dank in den Süden und viel Spaß @ TOC.

Stephan Berg hat gesagt…

Herr Meyer, Büro Süd ist nicht nur für sein Halbwissen bekannt, vielmehr auch für seine unangepassten Betrachtungen bezüglich diverser drinkrelevanter Themen.

Sollten Sie zu den Lesern!!! eines Berliner Barfachmagazins gehören, so möchte ich auf einen Beitrag zum Thema Fizz und Collins verweisen.
http://artikel-stephanberg.blogspot.com/2007_01_01_archive.html

Wie sie selbst so treffend bemerkten kommt ein Rickey mit Likören nicht mehr so frisch daher-es mag am Zucker liegen.

Sicherlich findet sich auch eine reichhaltige Referenz aus alten Tagen in Bezug auf Sloegin oder Apricot Brandy, dennoch, um auf meine unangepasste Meinung zurückzukommen, verliert der Drink seine charakteristische Ausdrucksstärke.

Der Unterschied zwischen Rickey vs Fizz/Collins liegt in der Verwendung der Zitrusfrucht. Erster verlangt IMMER nach LIME, letztere nach LEMON.

Von der Sodafüllmenge gleicht der Rickey dem Fizz, sprich, es ist ein relativ kurzer Drink.

Man könnte die artverwandte Gruppe noch weiter führen-schon mal was von Bucks gehört?

Trotz der verschiedenen Betrachtungsweisen zum Thema, bin ich von ihrem Pear Rickey überzeugt . Sofern Sie bei meinem nächten Besuch noch Birnenlikör Vorrat ihr eigen nennen, werde ich selbstredend zugreifen.

Was New Orleans angeht, wird dies selbtverständlich zur Erweiterung des Randwissens genutzt(vor und hinter der Bar)Märchenstunden inclusive!

Büro Süd wird berichten!