Montag, 12. Februar 2007

QUININE WATER

Jeden Tag werden tausende Gin- oder Wodka Tonics überall auf der Welt bestellt und nachdem die Auswahl bei den angebotenen Marken stetig zu steigen scheint (was beim Konsumenten manchmal in wahren Markenfetischismus ausartet), macht man sich erstaunlich wenig Gedanken darum welches Tonic zur Anwendung kommt.
Das mag sicherlich daran liegen, dass auf diesem Feld die Firma Schweppes eine quasi Monopolstellung besitzt. Im Zuge der steigenden Ansprüche der Komsumenten, einhergehend mit der stetigen Suche nach dem individuellen Trinkgenuss, verwundert es wenig das kleine Firmen und engagierte Bartender sich dem Thema Tonic Water angenommen haben und Alternativen anbieten. Jordan Silbert hat kürzlich die Marke „Q“Tonic ins Leben gerufen und 1200 Portionsflaschen seines Tonicwaters produziert. Nachdem er die ersten Kontakte zu HighEnd Bars in New York geknüpft hat, hofft er auf weiter Vertriebsmöglichkeiten auch im Einzelhandel.


Auch die Firma STIRRINGS, Produzent von hochwertigen Cocktailzutaten hat fast unbemerkt im Juni ein dreifach gefiltertes Tonicwater in Amerika auf den Markt gebracht. Auch Charles Rolls, der einstige Erwecker der fast in Vergessenheit geratenen Gin Ikone Plymouth hat sein Fever-Tree Premium Indian Tonic Water basierend auf Sizilianischen Zitronen, afrikanischen Ringelblumen und handgepresstem Orangenöl aus Tanzania der durstigen amerikanischen Kundschaft präsentiert. Das das richtige Tonic in einem Gin/Wodka Tonic eine tragende Rolle spielt versteht man spätestens dann, wenn man mangels Verfügbarkeit des ohne Zweifel wohlschmeckenden Schweppes Tonic auf andere noname Produkte ausweichen muss. Wenn man so wählerisch in seiner Spirituosenmarke ist, warum nicht dem Tonic Gleiches zugestehen?

Tonicwater an sich in den letzten Jahren in seinen Geschmack, im Zuge der steigenden Zuckerpreise, unbemerkt von den Konsumenten teiweise recht stark verändert. In Amerika sind die grossen Produzenten vom Zucker auf high-fructose corn syrup umgestiegen um Kosten zu reduzieren. Die damit verbundene Veränderung im Geschmacksprofil bringt eine übermäßige Süsse mit sich, die nicht mehr von allen geschätz wird. „Q“ Tonic verwendet zur Süßung Agaven Nektar und Jordan Silbert hat nicht weniger als 2 Jahre in die Entwicklung der Rezeptur gesteckt. Charles Rolls auf der anderen Seite bezieht sein Quinin von der letzten arbeitenden Chinabaum Plantage an der Grenze vom Kongo zu Ruanda, wo die sogenannten Fieberbäume aus direkter Nachzucht der im 19 Jh. von Charles Ledger in Peru entdeckten Chinabäume stammen die eine angenehmere Bitterkeit besitzen. Die Bezeichnung Fieberbaum ist auch wieder ein Verweiss auf die in alter Zeit damit verbundene Malariaprophylaxe.

Wie im vorangegangenen Post erwähnten „Per Se“ Restaurant bot man 2004 als einer der ersten einen 17$ Gin&Tonic mit gemahlenem Quinin an. Seit dieser Zeit schossen Homemade Tonic in vielen Teilen der U.S.A. wie Pilze aus dem Boden. James Meehan, Bartender im Pegu Club und Gramercy Tavern NY arbeitete über ein Jahr an seiner Rezeptur, mit Limetten und Zitronengrass . Er glaubt fest daran, das hinter der Bar Platz für mehr als ein Tonic Water ist.
Die grossen Getränkekonzerne wird diese Entwicklung wohl nicht so schnell aus der Ruhe bringen, sie haben ihre Produkte gut positioniert.

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