Montag, 12. Februar 2007

Bemelmans Bar, Carlyle Hotel NY

Die Bemelman Bar im Carlyle Hotel NY gehört zu den besten Adressen New Yorks. Dale de Groff und Audrey Sanders (Pegu) haben in dieser exklusiven Adresse den New Yorker Geld Adel mit eisgekühlten Martinis (in Minikühlern auf crushed ice) versorgt.

Als ich das erste mal diese Bar betrat, war ich kurz verunsichert. Es war das einzige mal, das ich es in NY für nötig hielt, den Bar Steward zu fragen, ob ein dress-code, "Tie and Jacket", erwünscht ist.

Kein dress-code, wobei das Publikum an diesem frühen Abend etwas anderes vermuten ließ. Die Bar war bereits sehr gut gefüllt und das Publikum eindeutig mehr als Vermögend.

Einen Platz an der Bar, einen Martinicocktail in der Hand, hatte ich das außergewöhnliche Vergnügen zwei wirklich erfahrenen Barkeeper bei Ihrer Interaktion mit diesem sehr speziellem Publikum zuzuschauen.

Die beiden Barkeeper trugen rote Barkeeper Jacken, was sehr an die bekannte La Floridita in Havana erinnerte. Beide waren jenseits der 50 und kannten einen Großteil der Gäste mit Namen. Sie bedienten das Publikum angenehm arrogant - das mag sich widersprüchlich anhören und grundsätzlich hasse ich nichts mehr als arrogante Servicemitarbeiter - in diesem Fall war dieses Verhalten aber

a.) angebracht
b.) vom Publikum in meinen Augen durchaus gewünscht
c.) im Zusammenspiel mit den Gästen so interessant, das ich ganze drei Drinks bleiben musste, um diese Interaktion zwischen Gästen und Barkeepern zu begreifen.

Die Barkeeper mixten Ihre Drinks auf den ersten Blick eher fahrlässig. In den Bewegungen äußerst routiniert wurden ohne Ausgießer oder Jigger, frei aus dem Handgelenk, eher grobe Mengen Vermouth und Wodka in einem Rührglas vereint. Nach eher angedeutedem "Rühren" in Kombination mit einer enorm großen Olive in ein vorgekühltes, sehr kleines, Martini Glas gestraint. Der Rest des Inhalts kam in eine winzige Glaskaraffe und wurde in einer Glasbowle auf viel crushed ice zum Drink dazu serviert. (man goss sich selber diesen Eiskalten Nachservice ins Martiniglas).

Ich brauchte einen Moment um zu Verstehen - Die Drinks wurden wenn auch gekonnt eher Gleichgültig zubereitet - die Barkeeper waren keinesfalls unaufmerksam - eher das Gegenteil war der Fall - Sie hatten ein sehr gutes Auge für alle Gäste. Sie hatten nur über die Jahre von einem Teil Ihrer Kundschaft "gelernt" das diese keinesfalls wegen der Drinks ( was soll man von Wodka Martini Trinkern erwarten) bzw. der Zubereitungsqualität hierherkommen. Einzig und allein der Gesellschaftliche Aspekt, das Sehen und Gesehen werden waren für diesen Teil der Gäste von Bedeutung. Dieses oberflächliche Gehabe Ihre Kundschaft mit Geringschätzung zu strafen, war eine Erklärung für die sehr legere Zubereitung der Getränke.

Ich wartete mit meiner Bestellung einen Moment, bis es etwas ruhiger wurde. Ich bestellte einen Rye Manhattan mit Orange Bitter. Sofort wurde der Barkeeper aufmerksam und wir kamen ins Gespräch. Die Zubereitung dieses Getränkes war mehr als Sorgfältig und das Ergebnis köstlich.

Ich glaube es fällt selbst dem passioniertestem aller Bartender schwer, die Sorgfalt und Liebe zu Getränk zu wahren, wenn er Tag täglich mit Desinteresse seitens seiner Gäste kämpfen muss.

Der Tip in dieser Bar muss unglaublich sein. Die Meisten Drinks lagen um die 13,00 Dollar und nicht selten wurden lapidar 20,00 Dollar "Danke Stimmt so" auf den Tresen gelegt.

Dieser Barbesuch war für mich ein Lehrstück und ich musste gestern etwas schmunzeln, als ich einen Artikel vom New York Magazin lass.

Die Bemelman Bar wird nun von Sasha Petraske bei der Erstellung ihres Getränke Menüs beraten und die Hoffnungen des Autors ruhen auf dem sehr bekannten Brian Van Flandern - die Bar endlich wieder zu dem zu machen, was sie seiner Meinung nach einmal war.

Grundsätzlich halte ich das zu Rate ziehen von Herrn Petraske für sehr sinnvoll (ich hoffe er nimmt dem Haus ein ordentliche Berater Gehalt ab) und die Rekrutierung von Brian Van Flandern für einen echten Gewinn. Die Frage ist nur, ob sich diese beiden Herren, so zu sagen geschätzte Mixologen, am diesem Publikum nicht die Zähne ausbeisen werden.

Sorgfältig zubereitete Getränke mit frischen und hausgemachten Zutaten müssen Ihren Preis haben. Der Grad zwischen anspruchvollen Getränken und snobistischem Gehabe ist bei dem Luxusgut Bar immer sehr dünn. Ich hoffe diese beiden Wahrer der Trinkkultur, die in der Vergangenheit schon so unsagbar vieles für die "neue" Trinkkultur getan haben, werden sich bei diesem Publikum nicht vergebens bemühen.

Bian van Flanderns kommt aus dem "PER SEE" Restaurant und hat in der Vergangenheit mit seinem selbst gebrautem Tonic Water aus importiertem "quinine" für Aufsehen gesorgt. Sein bekanntester Signature Drink ist ein "Flaming Dutchman" Cognac, Sherry, Gin und Bitters mit etwas Zitronensaft und abgeflammter Zitronenschale.

Ich habe leider kein genaues Rezept, wer es nachreichen kann, möge dies bitte tun.

Hoffe, das die Beiden in der Bemelman Bar erfolg haben werden.

So oder so ist diese Bar auf jeden Fall einen Besuch wert - allein
schon des gesellschaftliches Schauspiels wegen.

Bemelman's Bar ( The Carlyle Hotel)
Address: 35 E. 76th St
Cross Street (Madison Ave), New York
Phone: 212-744-1600

Per Se
Time Warner Center
10 Columbus Cir., 4th fl., New York, at 60th St.
212-823-9335

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