In den letzten 10 Jahren hat London eine enorme Entwicklung im Bereich „Cocktailkultur“ durchlebt und viele Akzente des modernen Bartendings gesetzt. Spätestens seit der „Heiligsprechung“ im vergangenen Jahr durch unsere Amerikanischen Kollegen im NY Magazin war klar: London ist das alte und neue Epizentrum der weltweiten Cocktailkultur.
Seit drei Jahren besuche ich nun die Barshow in London und sie hat sich derzeit als Europaweit wichtigste Veranstaltung für professionelle Bartender entwickelt. Im Rahmen dieser Barshow haben Stefan und ich in den Vergangenheit schon öfters die MUST VISITS für Bartender in London veröffentlich. Jedes Jahr wird diese Liste um ein, zwei Kandidaten ergänzt, andere fallen eventuelle hinten über raus. Die Barshow ist mittlerweile Magnet für Bartender aus ganz Europa und zu dieser Zeit trifft man an jedem namhaften Tresen der Stadt eine Woche lang bekannte Gesichter. Eine internationales „Klassentreffen“ der Extraklasse.
In den letzten 5 Tagen nun war ich aus verschiedenen Gründen wieder in London. Natürlich hatte ich im Vorfeld mein Kommen bei dem einen und anderen mittlerweile mir gut bekanntem Kollegen aus London angekündigt. Der Zufall wollte es, das fast niemand der üblichen Verdächtigen in der Stadt verweilte, ein Teil ist auf Asien Tour, ein Teil beim großen Wodka World Cup und ein weitere Teil ist aufgebrochen zur Hochzeitsfeier einer Größe des Londoner Bar Business.
So kam es, das ich mich an den vergangenen Abenden an die Tresen alter Bekannter und neuer Unbekannter machte, ohne den üblichen Barshow-Anhang.
Um es kurz zu machen: London kocht mit Wasser, mit ganz schlichtem Wasser, aus der Leitung (leicht Chlorhaltig), ohne Tricks, nicht mehr, nicht weniger,
Sicherlich ist der Standard hier hoch, schön war nur zu sehen, das es hier die gleichen Probleme gibt, wie Sie jeder Barkeeper aus Deutschland kennt. An gerühmten Tresen standen Bartender, die nicht einmal die Drinks Ihrer eigenen Karte kannten, Ti Punches wurden auf schrecklichste als Caipirinha Version mit La Mauny serviert, 14 Pfund schwere Old Fashioned Interpretationen wurden lieblos zusammen geschüttet und „die“ Bar der letzten Barshow war zu einem Nachtclub für millionenschwere und möchtegern Abiturententen der Obersten Klasse verkommen - Gesamtzustand an diesem Abend in dieser Bar - Katastrophe!
Nicht zu vergessen, der London Klassiker: Drei Bartender beschäftigen sich mit der 12 minütigen Zubereitung eines Old Fashioned während der Rest des Bar langsam aber sicher „verdurstet“
Nicht das wir uns missverstehen. Einige alte Bekannte glänzten auch wieder bei diesem Besuch, bei einigen allerdings war das Level zwar hoch, aber von oft gepriesenen „perfekt“ ein gutes Stück entfernt.
Ich möchte also an dieser Stelle Entwarnung geben, mag es nun daran liegen das Deutschland in den letzten Jahren eine enorme Entwicklung durchgemacht hat, oder der Platzhirsch London die Zügel hat etwas schleifen lassen - „London kocht auch nur mit Wasser“.
Ich freue mich auf den BARCONVENT BERLIN - dort werden wir viele Freunde und Bekannte aus UK treffen. Ich denke die deutschen Bartender dürfen Ihren UK Kollegen durchaus auf Augenhöhe begegnen. Gespannt bin ich auf die Meinungen des Auslands über die „Deutsche“ Barkultur!
treffend erkannt und signifikant beschrieben... danke
AntwortenLöschenLondon ist als Mekka der Barkultur völlig überbewertet. Die Qualität der gehobenen Barszene in Deutschland ist um einiges überzeugender.
AntwortenLöschenEbenfalls "weit Forne" soll die Barkultur in Australien liegen ?!
Deutschland ist das Mekka für Barkultur,da muss ich goncalo recht geben.
AntwortenLöschengruss aus münchen
Ich bin nächste Woche in London. Nicht viel Zeit mich mit Nebensächlichkeiten zu beschäftigen, ist mein Besuch im Milk&Honey schon organisiert. Gibt es ein anderes "Must"? Für Tipps bin ich dankbar.
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