Der Bitters-Blog ist verwaist. Während sich, wenn ich recht informiert bin, das BB-Büro Süd still und heimlich auf den Weg nach New York gemacht hat, um
a.) den Wissensvorsprung des Büros Nord diesbezüglich endlich in den Schatten stellen zu können und
b.) endlich mal anständige Cocktail Bitters zu kaufen, ist das zu anderen Zeiten durchaus recht schreibfreudige BB-Büro Nord seit einigen Wochen nahezu von der Bildfläche des deutschsprachigen, trinkenden WEB 2.0 verschwunden.
Das Büro Nord ist sich dieser frevelhaften Tatsache bewusst. Ohne hier missbräuchlich Schleichwerbung betreiben zu wollen (dafür ist das Büro Süd zuständig :-> ) möchte ich zu meiner Entschuldigung sagen: Der Löwe ist schuld - und ich hoffe das Ergebnis wird als Entschuldigung anerkannt.
Vor einigen Tagen erhielt ich die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift „Drinks - Magazin für Barkeeper und Gäste. Und trotz eines eklatanten Zeitmangels nehme ich mir diesen Sonntag Abend die Zeit, einige, wohlgemerkt „persönliche“ Gedanken eines Bartenders, DBU Mitglieds und Drinks Abonnenten loszuwerden:
Die „Drinks“ erscheint zweimonatlich im Verlag „Medienbotschaft Verlag & Event GmbH“. Herausgeber und Chefredakteur ist Christian H. Rosenberg. Die Medienbotschaft Verlag und Event GmbH hat Ihren Sitz laut Webseite in der Schweiz. Neben dem Magazin Drinks werden die Magazine „Der Whisky Botschafter“ und Whiskytime herausgegeben.
Neben der Verlagstätigkeit ist die „ Medienbotschaft Verlag und Event GmbH“, im Eventbereich tätig und führt nach Eigenangaben „Cocktailwettbewerbe, Whiskyausstellungen, Whiskytastings etc. durch.“ Auszug aus dem Portfolio des Eventbereiches laut Internetseite:
InterWhisky: Frankfurt, Hamburg, München, Basel Whisky Studien Reisen Studienreise Schottland Whisky Tastings & Seminare Whisky Tastings & SeminareDrinks Promotions Finlandia Cup, Hennessy Young Stars, Ballantine´s Mix Masters Kuemmerling Kick Off Mallorca, The Glenlivet Whisky School, The Glenlivet Whisky Talk & Dinner, Borco Schottlandreise Mai 2007, ProWeinDrinks VKF Aktivitäten Ballantine´s Bareinsätze, Kuemmerling Airstreamer Promotions, Aperol Bankett Bar, Mumm Champagner BarIch persönlich finde das gleichzeitige Auftreten eines Magazin als (Event) Agentur schwierig, wenn nicht sogar unglücklich, aber hierzu soll sich jeder seine eigene Meinung bilden.
Die Geschichte der Zeitschrift Drinks in einer Eigendarstellung/Pressemitteilung
„Drinks erschien erstmals 1985 als „Exclusiv-Journal der Deutschen Barkeeper-Union“. Nach dem Tod des Gründers Dieter Knauer erwarb die Deutsche Barkeeper-Union die Zeitschrift und ernannte Karl Rudolf, der vom ersten Tag an Drinks als Redakteur wesentlich mitgeprägt hatte, zum Chefredakteur. Zu Beginn des Jahres 2005 erwarb Christian H. Rosenberg Drinks für seine Medienbotschaft Verlag und Events GmbH, die auch das Magazin Der Whisky- Botschafter herausgibt; er zeichnet seither als Herausgeber und Chefredakteur für das Magazin verantwortlich, das seit Anfang 2006 nicht mehr nur noch offizielles Organ der Deutschen, sondern zusätzlich auch der Österreichischen Barkeeper-Union ist.“Vor kurzem nun erreicht mich über Umwege eine Email, in der es u.a. heißt:
Betreff: Titelbild DrinksSehr geehrte Damen und Herren,ich möchte nicht als Spießbürgerlich oder Erzkonservativer eingeschätztwerden, wenn ich an dieser Stelle mal Kritik an dem aktuellen Titelbild derDrinks äußere. Als Berufsfachzeitschrift für Barkeeper, gibt dieses Bild einen völligfalschen Eindruck der deutschen Barkultur wieder. Der hinter der Barabgelichteten "Barmann" ist genau der Typ, den wir schon lange nicht mehrhinter einem Bartresen brauchen.* Offen zur Schau gestellte Tätowierung* Völlig deplazierte Bekleidung (nach HACCP müssen Mitarbeiter zumindestens Oberbekleidung mit halben Arm tragen)* Geschmeide an Hals, Arm und FingerMein erster Eindruck diese Bildes: "Der Blick in die Hinterhofkneipe nebender Reeperbahn, wo der Heiermann-Lude auf seine Bräute aufpasst."Gibt es nicht schönere Motive (wie Sie ja auch schon bewiesen haben) oderLocations um den ersten Eindruck einer Barfachzeitschrift darzustellen ?...
Der Ansatz, Kritik am Titelbild der Drinks, ist in meinen Augen mehr als gerechtfertigt. Seit langer Zeit schon sind die Titelbilder des Magazins in den mir bekannten Kreisen Anlass zur Kritik.
Allerdings hätte meine Kritik nicht auf den hier dargestellten Bartender gezielt, sondern auf die „Gesamtsituation“ der Titelbilder.
Viel interessanter nun, fand ich dann im Vergleich zu dieser „Kritik“ am Cover einen Artikel aus dem Drinks-Magazin. Auf Seite 106 „Cachaca, der Fotograf als
Fälscher“ - Untertitel „Womit hat das Aguardente de Cana solches verdient? Es darf selten woanders auftreten als in der „Caipirinha“. Diesen Trend Drink lichten Fotografen stets falsch ab. Und so mancher Mixer bereitet Ihn auch falsch zu.“Dieser Artikel ist nach meiner Meinung eine nicht gerechtfertigte Kritik an Fotografen/Food Stylisten und an Bartendern, die hier gerne abfällig "Pseudo Profi", "Jüngling" oder "Dilletant" betitelt werden. Meine persönliche Zusammenfassung des 3 seitigen Artikels (übrigens sitzt zur Einleitung wieder eine „Südländische Schöne“ im kurzen Roten an der Bar und trinkt einen Drinks der wie eine Caipirinha aussieht und mit einem Minzzweig dekoriert (?) wurde):
Das Drinks Magazin macht sich darüber lustig, das Fotografen, der Optik halber, eine Caiprinha im Glas gerne mit ganzen (nicht gemuddelten) Limetten Vierteln und ganzen Eiswürfeln statt Crusehd ice anbieten und das diese „falschen“ Abbildungen dazu führen, das Bartender (sie wissen schon: Pseudo Profis, Jünglinge oder Dilletanten) diesen Drink auf Grund der „falschen“ Bild-Vorlagen dann falsch zubereiten.
(Erschreckend, das hier tatsächlich angenommen wird, Bartender würde auch nur eine einzige Werbefotographie zu „Ausbildungszwecken“ nutzen - diese „Annahme“ lässt tief blicken“
Ich war über diesen Artikel sehr verwundert, nimmt man sich doch hier zweier Themen an, von denen man Augenscheinlich und meiner persönlichen Meinung nach wenig Versteht: Foto/Design und Bartending im allgemeinen.Foto/Design:Nun, ich verstehe sicherlich wenig vom Handwerk eines Photografen, doch mir gefallen sorgfältig gestaltete Produkte - die DRINKS gehört sicherlich nicht dazu.
Die Cover sind wie oben schon beschrieben regelmässig ein Anstoß für Kritik, mag der eine oder andere gar sittliche Gründe anführen (ich erinnere an dies legendäre Cover der jungen Dame auf rosa Luftmatraze mit Melonen Bikini - erste DBU Mitglieder drohten mit Austritt!), finde ich DRINSK COVER kurz und gut „katastrophal“ in der Gestaltung.
Aus unerklärlichen Gründen sind z.B. auf diesem Cover Bild fast nur Produkte des Hauses BORCO zu sehen (bei älteren Ausgaben waren es dann oft die Marken anderer Häuser) und man könnte den Eindruck gewinnen, das dieses, Inhalt hin oder her, zumindest nicht verblitzte Foto Motive, mit freundlicher Unterstützung dieses Hanseatischen Importeurs zu Stande gekommen ist.
Nun denn, der Teil der im Magazin erscheinenden Bilder, die nicht von Firmen als Werbefoto freigeben wurden, erscheint mir als Laien in der Regel aus der Hand des Redakteur mit kleinen Mittel geschossen. Kurz: Man hat die Einfachheit digitaler Fotografie entdeckt und „selbst ist der Mann/Frau“ wird hier drauf los gehalten. Wer nun allerdings Fotografen und Food Stylisten kritisiert, kann sich diese Kritik in meinen Augen nur erlauben, wenn er das Handwerk selbst beherrscht. Das Werbefotografien in meinen Augen die einzig „handwerklich“ gut gemachten Bilder im DRINKS Magazin sind, scheint mir die Kritik an solchen Aufnahmen doppelt unglücklich.
Schön ist auch, das hier Kritik an Fotografen und den (Anzeigen)Kunden die diese „Werbebilder“ in Auftrag geben, geübt wird, einige Seiten vorher die Erkenntnis um diese „fachlich falschen“ Bilder anscheinend allerdings noch nicht gegeben war.
Seite 55 gibt es schönes Rastal Foto mit einer völlig falschen Darstellung einer Caipirinha, Seite 56 ein ebenso fragwürdiger Mojito und schließlich wird auf Seite 98 der „Cocktail des Monats - The Libertine“ vorgestellt und das Bild zeigt ebenso nicht gemuddelte Limetten Viertel, obwohl das Rezept diese vorgibt.
Also - wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Blitz fotografieren!
Bartending
Der Ton macht die Musik! Besagter Artikel wirkte auf mich „von oben herab“, altväterlich und ach so erfahren. Traurig nur, das dem Drinks Magazin in erster Linie nicht bekannt ist, das eine gute Caipirinha, eine „Original“, wie im Mutterland hergestellte, Caiprinha, oft auf Eiswürfeln und mit sehr wenig Limetten, die über dem Drink ausgepresst werden, hergestellt werden.
Sicherlich, es gibt die Variante mit einer geviertelten Limette, weißem Farinzucker, gemuddelt, mit crushed ice aufgefüllt und mit (einfachem) Cacacha aufgegossen. Guter Cachaca, wie er erst seit kurzem auf dem dt. Markt erhält ist, wird auch im Mutterland durchaus eher als Ti Punch Variante hergestellt. Auf Eiswürfeln, mit wenigen über dem Drink zerdrückten Limetten Achteln.
„Der Dämlack am Tresen der ganz genau weiß, wie eine Caipirinha fachmännisch zubereitet werden muß...weil er einmal einen 14 tägigen Brasilienurlaub völlig im Caipi Suff zugebracht hat“ heißt es im Artikel so schön. Der Drinks Redaktion sei ein Brasilien Trip an Herz gelegt (wird sich schon ein Sponsor finden) um dem aktuellen Entwicklungen der Barbranche auch nur annähernd hinterher zu kommen. Übrigens nennen wir den hier im sprachlich unterirdischen Artikel genannten „DÄMLACK“ als Bartender in der Regel „Gast“ und ein Magazin für „Barkeeper und Gäste“ sollte Gäste weder „Dämelacke (ist das die Mehrzahl?)“ „Besserwisser“ oder „Otto-Normaltrinker“, noch Bartender „Pseudo Profi“, „Jüngling“ oder „Dilettant“ nennen.
Auch der gewollt lockere Still dieses und anderer Artikel ist nicht nach meinem Geschmack „Dat Zeuch is ja Trüb wie Pferdepisse“ und andere Stilblüten zeigen den verkrampften Versuch eine Zielgruppe zu erreichen, sprich Bartender, die man nicht kennt. Man ist Lichtjahre davon entfernt, Bartender richtig anzusprechen, und aus Unsicherheit muss der geneigte Abonnent nun hilflose, gewollt lockere, Ausdruckskatastrophen bezahlen.
Vielleicht sollte das Drinks Magazin anfangen, aktiv arbeitenden Bartender als Autoren zu finden - ich lehne übrigens dankend ab, aber Sie werden schon gute Bartender und somit Autoren finden. Dann ist die vermeintliche Zielgruppe der Bartender auch nicht mehr ganz so unbekannt. Ich warte auf den Tag, wo mir eine echte Neuheit im Drinks Magazin präsentiert wird. Vielleicht einmal uneigennützig, sozusagen der Sache wegen, ganz ohne Sponsor und gekoppelter Anzeige...
Und wer DRINKS-MAGAZIN sagt, kommt nicht umhin die DBU zu nennen. Ehrlich gestanden verstehe ich die DBU nicht, warum hier nicht endgültig die Zusammenarbeit untersagt wird. Meiner Meinung nach, sollte sich die DBU umgehend von der Drinks lösen und jede Kooperation absagen.
Web 2.0 bietet eine Vielzahl von Möglichkeiten gleich Gesinnte über alle Grenzen hinweg zu vernetzten und diese kommunizieren zu lassen. Sich zu organisieren und die mehrheitlichen Interessen eines Berufstandes nach außen hin zu vertreten sollte die gemeinnützige Aufgabe des eingetragenen Vereines „Deutsche Barkeeper Union“ sein. Die DBU sollte nie ein Profit orientiertes Unternehmen sein und aus diesem Grund sollte nicht zu viel Augenmerk auf eine Kooperation mit der Drinks oder mit irgendwelchen Sponsoren gegeben werden. Netzwerke aufzubauen und Mitglieder mit Informationen zu versorgen kann deutlich zeitnaher und professioneller auf die Beine gestellt werden, als es ein schlechtes anzeigenlastiges Magazin tut - und teuer ist es schon gar nicht!
Gelegentlich habe ich den Eindruck, das die DBU Ihr eigentliches Ziel aus den Augen verloren hat - sich für die Interessen von Bartendern und nicht die eventueller Sponsoren einzusetzen.
Wenn die DBU nicht langsam zu Ihren Wurzeln zurückfindet, droht Ihr ein ähnliches Schicksal, wie es derzeit in meinem Augen dem DRINKS MAGAZIN schon beschert ist:
Immer weniger Bartender schenken ihr/ihm Aufmerksamkeit.