Letzte Woche Dienstag erhielt ich Besuch aus Frankreich. Für das Cafe Paris grundsätzlich nichts ungewöhnliches, ist doch ein Teil unserer Gäste aus Frankreich, die Kellner wenn nicht Landsmänner, stets bemüht ein autochthones "Bonjour" an den Tag zu legen und selbst ich muss gestehen, das mir das eine, oder andere mal, jenseits des Cáfes, mittlerweile ein "Merci" oder ähnliches über die Lippen springt ("Champagner, bitte" habe ich allerdings auch vorher schon öfters gesagt).
Der Besuch dieser Trios war zielstrebig, naja, zumindest nach dem Abendessen im Café, der Person Jörg Meyer gewidmet. Das Haus Remy-Cointreau stellt sein neuestes Produkt vor - COEUR DE COGNAC. Das Trio bestand aus: Der Brand Ambassador Dominique Jousson, die Inhouse PR Leitung Caroline Sarrotle-Carpentier und Heiko Geibig von Publicis Consultants, welche die PR in Deutschland übernommen haben.
Heiko schickte mir einige Tage vorab eine Pressemitteilung zum Produkt in der es u.a. heißt: "Für die Nase betonen wir das fruchtige Aroma reifer Sommerfrüchte während wir im Mund eine Milde und Sanftheit kreiert haben, damit der Alkohol nicht zu vordergründig durchschmeckt. Mit Coeur de Cognac ist es uns gelungen, dieses abgerundete und sinnliche Geschmackserlebnis zu gestalten, das den Mund erfüllt, als würden wir in eine vollreife Aprikose beißen.
Für Kenner bietet Coeur de Cognac somit die Gelegenheit eines ganz neuen Geschmackserlebnisses mit einem besonderen Cognac: ein Ausdruck ursprünglichen Aromas verbunden mit der sanften atlantischen Frische der Charentes und der Sinnlichkeit von Sommerfrüchten im Licht der untergehenden Sonne. Den Nichtkennern ermöglicht er dank eines klaren und unverstellten Genusses, der für jeden ansprechend ist, voll und ganz in die Welt des großen Cognac einzutauchen. "
Werbung als solches ist ja in der Regel ein Quell vieler Schmunzler und so fuhr auch diese alle Geschütze auf. Aber Papier ist geduldig und so war es interessant zu sehen, ob hier Fiktion und Realität zueinander gefunden haben. Eines vorweg: Den Geschmack einer vollreifen Aprikose habe ich glücklicher weise nicht wieder gefunden, und sollte ein Cognac jemals nach vollreifer Aprikose statt nach Weinbrand schmecken, wäre das sehr bedauernswert.
Aus einer formschönen Flasche wurde also eine Degustationsmenge dieses "Herzens" eingeschenkt und wir probierten ihn "neat", bei Raumtemperatur:
Kurze Verkostungsnotiz eines ca. 35,00 Euro Cognacs:
eher leicht, wenig "dunkle, schwere" Aromen wie Schokolade etc, durchaus fruchtig - Aprikosen Note (man bemerke den Unterschied zwischen "Note" und "vollreifer Frucht").
Im ganzen eher "mild", mittlerer Körper, längerer "Abgang".
Ist man bei Cognac doch eher "schwere" Aromen gewöhnt kommt hier ein weicher Schmeichler daher, der durchaus nicht uninteressant, mit leichter Aprikose und gut eingebundenem Alkohol, den Gaumen passiert.
Als zweites, und ich hatte es schon mit erschrecken auf der Pressemitteilung gesehen, präsentierte man mir das Getränk im Tumbler auf einer Portion crushed Ice.
Ich bin, was Getränke angeht, ein durchaus Konservativer Vertreter, nahezu Spießig und frage mich bei all den zwanghaften Neuerungen einfach oft "Warum???".
Warum in aller Welt soll Cognac auf crushed ice getrunken werden? Erwartungsgemäß wurde das Getränk jetzt sehr mild, die Aprikose wurde in der Nase und Geschmack noch etwas stärker und das ganze konnte nun ganz "weich" und kantenlos getrunken werden.
Ich kam nicht umhin meinem Missmut Ausdruck zu verleihen und mich erinnert dieses "Cognac auf crushed ice" an den in meinen Augen größten Flop der jüngeren Cognac Geschichte - "Hennessy Pure White".
Wie konnte man diesem Cognac wieder zu Ehre verhelfen? Da blieb nur eines. Ich mixte uns vieren alte Cocktail Klassiker, um sehen, ob er hier sozusagen ein Ass im Ärmel hatte.
Als erstes einen "echten" Sazerac, ganz ohne Rye sonder mit ebbend jenem Cognac - und siehe da:
Der Cognac glänzte in diesem Drink, seine Aprikosen Note kam durchaus zum Vorschein und das Ergebnis als ganzes war sehr gut. "Dilution is the key to success" - und so sollte der Sazerac auf ordentlichen Eiswürfel durchaus lange gerührt werden.
Auch ein Old Fashioned Cocktail funktionierte mit diesem "Herz"-Stück.
Wir gingen in Kopf einige Klassiker durch und landeten nach Cognac Mint Julep (Herr Berg - wir hätten einen Apricot Bitter gebraucht!) und Prince of Wales bei einer Abwandlung eines Side Cars:
Ich mixte 6 cl Coeure de Cognac mit 3 cl Orange Curacao von Marie Brizard und 3 cl frischen Zitronensaft. Zu guter letzt eine frisches Eiweiß und eine kräftiger Shake -> ein ansprechende Interpretation eines Side Cars beendete dieses Tasting an diesem Abend.
Fazit:
Die "Werbung" des Produkts will zuviel: Die Ansprüche eines Nichtkenners als auch eines erfahrenden Trinkers befriedigen zu wollen ist in meinen Augen in sich schon unmöglich.
Der Cognac ist durchaus interessant und öffnet das Feld Cognac mit seiner "Leichtigkeit" dem unerfahrenen Trinker. Ihn auf Crushed Ice zu genießen ist mir zu wider, wird aber sicherlich den einen oder anderen Cognac fernen Trinker wieder zum Cognac zurück bringen. Beim Tasting gab’s z.B. getrocknete Aprikosen und diese spielen dem Getränk interessante Aromen zu.
Im klassischen Cocktail konnte dieses "Herzstück" durchaus seine Stärken ausspielen. Hier gab es einige sehr gute Geschmackserlebnisse.
"Die Hälfte der Destillate, die für Coeur de Cognac verwendet werden, stammen aus Trauben der exklusivsten Lagen, die Rémy Martin im Herzen der Petite und der Grande Champagne besitzt." So die Werbung, es bleibt zu klären von woher die andere Hälfte stammt.
Sollte der Cognac mit um die 35,00 Euro auf den Markt kommen, ist er mir im Vergleich zu den Mitbewerbern ca 20% zu teuer. Bei unter 30 Euro wäre es eine interessante Alternative zum Cognac kennen lernen und mixen klassischer Cocktails.
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Nachtrag: Heiko Geibig hat mich freundlicher Weise darauf hingewiesen, das der Einführungspreis nicht wie von mir anfangs geschrieben bei ca 40,00 Euro, sondern bei ca. 35,00 Euro liegt. Gut so, wir kommen einer Empfehlung näher :->
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