Führt einen die Reise nach Paris und man ist einem alkoholischen Getränk nicht abgeneigt, so fällt es schwer sich gegen einen Besuch in der wohl ältesten (betriebenen) Cocktailbar in Europa zu entscheiden. Harry`s New York Bar, mit Legenden behaftet, mit Ruhm überhäuft, maßgeblich an der Etablierung der Cocktailkultur in Europa beteiligt, zur Legende erwachsen durch des Meisters Hemingway eigener Hand.
So wogen die Erwartungen schwer(nicht ganz unvorbelastet durch die langjährige Tätigkeit hinter dem Tresen einer ehemals als 2. Harry`s NY Bar bekannten Trinkstätte), die sich in mir ausbreiteten und schon des öfteren in ähnlich Aura behafteten Etablissiments arg entäuscht wurden.
So kam es wie es kommen musste!
Die Rue Danou im Opernviertel, leicht zu Fuss vom Ritz Hotel zu erreichen, beherrbergt seit 1911 die New York Bar und trägt ihren Namen nicht zu unrecht.
Wurde doch das Interior der Bar eigens aus New York eingeschifft, wo dieses vor dieser Zeit verbaut war.
Harry McElhone, der zur Eröffnung zwar anwesend war, es später aber vorzog in New York und London zu arbeiten, übernahm 1923 die Bar, setzte seinen Namen vorran und legte damals den Grundstein für den sich bald einstellenden Ruhm.
Der Rest ist Geschichte. Hemingway, Fitzgerald, angebliche Erfindungen grosser Drinks, der zweite Weltkrieg, der Tod Harry`s, Andy McElhones stetige Weiterführung mit ausgiebiger Expansion, Andy`s Tod, Duncan McElhones weitere Expansionsversuche, Duncan`s Tod und ein fortan ziellos umhertreibendes Grossunternehmen mit Niederlassungen in vielen Teilen der Welt.
Um es kurz zu machen, ein mit Geschichte beladener Dinosaurier der Bar.
Heutzutage kann man sich der Touristenströme sicher sein, man muss(kann) keine Akzente mehr setzen und macht den Umsatz, den man nicht vermeiden kann!
Ein völlig ambitionsfreies Team serviert die althergebrachten Drinks in durchschnittlicher Qualität zu moderaten Pariser Preisen und hat von den Regeln des Bartendings, wie Harry selbst sie niedergeschrieben hat, nur am Rande mitbekommen.
Geschäftstüchtig war man bei Harry`s schon immer, auch was die Beugung der Geschichtsschreibung angeht.
Wird doch gern behauptet man hätte in diesen heiligen Hallen den SIDECAR erfunden, so wird man beim Studium der hauseigenen Lektüre in Form des ABC of Mixing, doch schnell stutzig.
Findet sich in Auflagen jüngeren Datums ein Verweiss auf die Erschaffung durch Harry höchst selbst, so findet sich in den Ausgaben des gleichen Titels aus den 20er Jahren eine andere Wahrheit.
Side-Car Cocktail
1/3 Cointreau (Triple sec)
1/3 Brandy
1/3 Lemon Juice
(Recipe by MacGarry, the popular Bartender at Buck`s Club, London.)
Erstaunlicherweise findet sich in frühen Ausgaben auch keine Erwähnung einer Bloody Mary, obwohl man auch hier sehr stolz darauf ist sie "erfunden" zu haben.
Harry wär wahrscheinlich am Boden zerstört.
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